Ein modernes und großes Kameraequipment mit all seinen faszinierenden Möglichkeiten und auf der anderen Seite das freie, ungebundene und spontane Reisen – geht das zusammen?
Dies ist eine Frage, die sich mir schon seit vielen Jahren stellt. Ich bin (noch immer) im Grunde meines Herzens ein Mochilero, ein Rucksackreisender. Einfach losziehen, frei und ungebunden sein, sich auf das Ungeplante einlassen. Andererseits bin ich ebenso ein Foto- und Videoästhet. Ich freue mich über brillantes 4K-Video, über Drohnenflüge und eindrucksvolle Timelapse-Sequenzen.
Wie aber reise ich mit 50 Kilo Fotogepäck? Wie soll ich tagelang wandern, über die Anden reiten, mit Menschen in Kontakt kommen, wenn sich meine Gedanken eigentlich nur darum drehen, wie ich mein Equipment von A nach B schleppe?
Ich habe mir für dieses Projekt eine Kompromisslösung ausgedacht. Ich wusste bereits schon in der Planungsphase, dass ich über viele Jahre hinweg immer wieder nach Südamerika reisen würde. Wusste, auf welcher Reise es Sinn macht, die große Ausrüstung dabei zu haben, auf welcher Tour ich aber bewusst wenig Technik einsetzen würde, um abenteuerliche oder von Spontaneität geprägte Touren zu unternehmen. So entstand eine Multivision, die beides in sich vereint: Modernste Kameratechnik, aber auch spannende, authentische Geschichten.
Auf dieser Seite möchte ich Ihnen mein derzeitiges Equipment vorstellen und von meinen praktischen Erfahrungen berichten.
Im Verlaufe des siebenjährigen Andenprojektes arbeitete ich mit den verschiedensten Kameramodellen. Ich bin kein Fan irgendeiner bestimmten Kameramarke, noch kann ich nachempfinden, wie man Kameraphilosophien zur Religion erhebt. Kameras sind Arbeitswerkzeuge, die man wechseln kann, wenn es zu besseren Ergebnissen führt. Ich habe jahrelang mit Canon-DSLRs fotografiert, wechselte aber gegen Mitte des Projektes auf das Sony Alpha System. Die Gründe lagen auf der Hand: Die spiegellosen Systemkameras waren klein und kompakt, und über z. B. die Metabones Adapter lassen sich meine Canon-Objektive gut weiter verwenden.
Hier die Liste der für das Projekt verwendeten DSLR-Kameras:
Canon 5D MkII (mein Arbeitstier), Canon 7D, Sony Alpha 7S, Sony Alpha 7R II
Mit meinen Objektiven überdecke ich einen Brennweitenbereich von 12-700 mm. Dabei verwende ich ausschließlich Canon Originalobjektive. Wobei ich dabei auch bewusst hochwertige Zoomobjektive in Einsatz habe, um schlicht und einfach Gewicht einzusparen. Ein anderer Vorteil dieser Optiken liegt darin, dass im Falle der Systemkameras die Sensoren sehr offen liegen und bei jedem Objektivwechsel potentiell Staubpartikel auf den Sensor gelangen können. Dies ist gerade beim Videofilmen sehr ärgerlich, denn im Vergleich zur Fotografie lassen sich bei Videodateien Störpartikel nicht ohne weiteres entfernen. Aus diesem Grund scheue ich jeden Objektivwechsel.
Ein Satz an Neutral-Graufiltern, Grauverlaufsfiltern und Polfiltern komplettiert die Ausrüstung.
4K-Video – wer braucht das? Für die Projektion auf großen Flächen spielt die höhere Auflösung zu gut wie keine Rolle, da die Unterschiede zu Full-HD so gering ausfallen, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Dazu kommt das Problem der Weiterverarbeitung, denn nur wirklich leistungsstarke Computer schaffen eine ruckelfreie Darstellung. Und Datenträger wie die 4K Blu-Ray scheinen in weiter Ferne. Warum also dieses Format? Ein Argument hat mich überzeugt: Nach der Konvertierung des 4K-Materials in Full-HD entsteht eine unglaublich brillante und detailreiche Qualität, die ich mit herkömmlicher Technologie so nie erreicht habe.
In diesem Projekt arbeitete ich mit den Sony Alpha Systemkameras in Verbindung mit einem Atomos Shogun-Aufzeichnungsgerät. Versorgt wird das System mit einem großen Lithium-Ionenakku.
Eine interessante Variante des Videofilmens ist die Aufzeichnung in RAW. Stellen Sie sich vor: Filmsequenzen lassen sich damit genauso bearbeiten wie eine RAW-Digitalfotografie. Meine ersten Experimente mit der Blackmagic-Videokamera in Grönland lieferten so überwältigende Ergebnisse, dass ich beim Anden-Projekt auf ausgewählten Reisen diese Kamera mit im Gepäck hatte.
Seit einigen Jahren setze ich ausschließlich für Videoaufnahmen auch vermehrt die so genannten Action Cams ein. So war zunächst eine GoPro Hero 3 im Einsatz, die dann durch eine Hero 4 ersetzt wurde. Die durch diese Kameras möglichen extremen Perspektiven zusammen mit der Wasser- und Stoßfestigkeit machen das Arbeiten mit den Geräten zu einem besonderen Vergnügen.
Für das Multivisionsprojekt „Argentinien“ hatte ich den Einsatz der kleinen Consumer-Videokamera Canon Vixia HF G10 getestet und war sehr zufrieden mit deren Qualität. Diese hatte ich extra in den USA bestellt, da ich ausschließlich im NTSC-Modus filme. Die Vorteile einer solchen Kamera liegen auf der Hand:
Ich arbeite mit zwei Gitzo Carbonstativen. Ein großes und schweres für die massigen Objektive und die Videoarbeiten mit den Sony Alphas. Weiterhin ein kleines leichtes, das ich auf langen Trekking- oder Pferdetouren dabei habe.
Auf dem kleinen Stativ befindet sich ein Kugelkopf mit Arca-Swiss-Adaptierung fürs schnelle und zuverlässige Befestigen der Kameras.
Auf dem großen habe ich einen SACHTLER Ace M MS Kopf montiert. Dieser ist noch halbwegs transportabel und garantiert durch seine Fluid-Dämpfung sanfte Bewegungen.