Caracas, die Hauptstadt Venezuelas. Ich sitze in einem kleinen stickigen Hotelzimmer. Der verstorbene Hugo Chávez erklärt mir aus dem alten Röhrenfernseher in der wohl 1500sten Wiederholung die glorreichen Errungenschaften des Sozialismus. Totgesagte leben eben länger.
Hier startet also meine Reise. Eine Reise, die mich in mehreren Monaten durch die kompletten Anden dahin bringen soll, wo Südamerika nach Süden hin im Meer versinkt.
Doch zunächst führt mein Weg durch eines der momentan wohl am schwierigsten zu bereisenden, aber gleichzeitig spannendsten Länder unserer Erde: Durch Venezuela. Hier erheben sich die Anden das erste Mal. Erst langsam und zaghaft, dann aber umso gewaltiger steigen sie empor auf über 5000 Meter Höhe!
Jahre nach dem Chávez´ Tod und unter der Nachfolge seines Kronprinzen, des ehemaligen Busfahrers Maduro, leiden die Menschen bitter unter den Folgen eines ideologisch verklärten und weltfremden Sozialismus. Ich sehe lange Schlangen vor den leeren Supermärkten und habe Bündel von Geldscheinen in meinem Rucksack. Geld, das allerdings keinen wirklichen Wert mehr hat.
Aber ich reise durch Dörfer und Landschaften, mich staunen lassen. Viele Tage verbringe ich in einer kleinen Siedlung, die mitten im Maracaibo-See nur auf Stelzen gebaut ist. Hier, inmitten der ersten zwei großen Andenkordilleren, stockt mir jedes Mal der Atem, wenn die Nacht beginnt. Dann erscheinen sie, gespenstisch, bedrohlich und doch gleichzeitig faszinierend: Die Gewitter von Catatumbo!
Endlich steige ich schließlich empor, über Serpentinen in luftige Höhen. Das erste Mal in den venezolanischen Anden! Die Luft wird dünner, das Atmen fällt schwerer. Zwischen Mönchsgewächsen, Lagunen und kleinen Dörfern sehe ich sie dann am Horizont: Die mächtigen weißen Berge, die Nevados…