„Das einzige Risiko ist, dass Du bleiben willst“, so lautet der offizielle Werbespruch des kolumbianischen Fremdenverkehrsamts.
Man spielt hier an auf den 50-jährigen Bürgerkrieg. Dieser Konflikt zwischen Regierung, Guerilla und Paramilitärs in der Provinz machte das freie und unbekümmerte Reisen über viele Jahre hinweg praktisch unmöglich.
Ich musste während der Vorbereitungszeit meiner Touren in dieses Land oft an Alexander von Humboldt denken, der dort 1801 unterwegs war und einen Satz formulierte, der heute mehr denn je Gültigkeit besitzt: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben."
Um es kurz zusammenzufassen: In den gut neun Wochen, in denen ich durch Kolumbien reise, fühle ich mich nicht eine einzige Sekunde lang unsicher. Im Gegenteil: Ich bin unterwegs in einem spektakulären Andenland, dessen freundliche und höfliche Bewohner sich darüber freuen, dass die Zeiten des Bürgerkrieges nun wohl der Vergangenheit angehören. Erst kürzlich, am 24. Juni 2016, wurde nach langen Verhandlungen der Friedensvertrag mit den linken Farc-Rebellen unterzeichnet.
Nun beginnt also die zweite Etappe meiner Andendurchquerung, und zwar an einem …Karibikstand. Ja, Sie haben richtig gelesen! Ich hatte mich von Venezuela aus kommend über schwüle und anstrengende Küstenstraßen bis dorthin vorgekämpft. Meine Idee ist es, erst einmal einige Tage richtig im idyllischen Tayrona-Nationalpark zu entspannen, bevor ich dann einer Einladung in die abgeschiedene Sierra Nevada de Santa Marta folge und viele Tage in einem abgeschiedenen Dorf der Arhuacos verbringe.
Drei mächtige Andenketten durchziehen Kolumbien, die mich in den folgenden Wochen einladen auf faszinierende neue Touren und Abenteuer. Ich unternehme Expeditionen zu den hohen weißen Bergen, hinunter in den dampfenden Nebelregenwald voller exotischer Tiere und zu kleinen Gemeinden, die noch keine großen Reisegruppen aus dem Ausland gesehen haben und mich dementsprechend neugierig und fröhlich willkommen heißen. In den kleinen Peñas höre ich das erste Mal die typisch andine Musik, die mich noch viele Monate lang begleiten sollte.
Oh ja, ich mag Kolumbien und erliege dem Risiko, dass ich dort lange bleiben will.